Die meisten Liebesbeziehungen gehst du deshalb ein, um herauszufinden, wie sehr du dich ständig selbst übergehst- indem du Partner anziehst, die das ebenfalls tun.
Tiefe Liebesbeziehungen beginnen überhaupt erst dann, wenn beiden klar ist, dass der andere immer nur aufzeigen kann, was bereits in uns ist- und beide gleichermaßen bereit sind, sich selbst (aus-)zu halten ohne Vorhaltungen.
Auch wenn das nicht immer gelingen mag.
Naturgemäß enden Beziehungen früher oder später- meistens früher, nämlich wenn einer der Beteiligten nicht (mehr) bereit ist, bei sich selbst zu schauen oder es schlicht nicht kann.
Oder erst gar nicht klar ist, dass Begegnungen genau dafür stattfinden.

Wenn du dich selbst so wertschätzen und annehmen kannst, wie du bist, nicht dem Irrtum verfällst, die Qualität einer Beziehung an ihrer Dauer zu bemessen und die Wunde des Verlassen werdens zumindest geduldig zu halten gelernt hast, dann wird das Ende einer Beziehung ebenso liebevoll ausfallen wie ihr Beginn.
In manch einer Begegnung, die lediglich ein paar Wochen oder Monate andauert, findet sich mehr Liebe als in so vielen jahrzehntelangen Zweckgemeinschaften- denn eine Beziehung ist in höchstem Maße heilsam, wenn du bereit bist, dir durch sie dein Unheil zu besehen.
Immer aber ist sie ein Geschenk.
Auch wenn du es manchmal erst Jahre später auspacken kannst.

Weil unsere bedürftigen, unheilen und ungefühlten Anteile jedoch eine solche Sehnsucht nach vermeintlicher Sicherheit haben und wir selbst nach Komfort, weil mancher Schmerz zu groß ist und wir zudem von Anbeginn an mit vollkommen unsinnigen, romantischen Vorstellungen gefüttert werden, überhören wir so oft die leise Stimme in uns, die uns gemahnt, allein weiterzugehen.
Und so ist das, was wir so großspurig „Liebe“ nennen, oft nicht mehr als eine simple Übereinkunft, ein „praktisches“ Zusammenleben unter Beachtung diverser Standards, an die sich mehr oder weniger getreu gehalten wird.
Und daran gibt es nichts zu verurteilen-